Pädagogisches Konzept
1. Ein lebendiger Rhythmus in Tagesablauf, in der Wochengestaltung und im Jahreslauf gibt den Kindern Lebenssicherheit
Unser Kindergarten umgibt die Kinder mit einem rhythmischen Tagesablauf. Durch sinnvolle Gestaltung des Kindergartentages in Ruhe- und Aktivitätsphasen erlebt sich das Kind eingebettet und aufgehoben im natürlichen Rhythmus von Tatendrang und Ruhe. So gliedert sich der Kindergartentag in Freispielphasen in Haus und Garten, gemeinsamem rhythmischen Gestalten im Reigen, dem gemeinsamen Frühstück, dem Lauschen eines Märchens oder einer rhythmischen Geschichte.
Die Woche erhält ihre Form dadurch, dass bestimmten Aktivitäten wie z.B. dem Wasserfarbenmalen bestimmte Wochentage vorbehalten sind oder durch den Frühstücksspeiseplan.
Die wiederkehrenden Jahresfeste geben dem Jahr eine zeitliche Ordnung und die Kinder verinnerlichen ein Gefühl für die großen Jahresrythmen. Diese Grundordnung im zeitlichen Geschehen gibt den Kindern Sicherheit und fördert ihr Vertrauen in die Welt.
2. Anregung der Phantasie und der Lebenskräfte durch Sinnespflege, freies Spiel und funktionsfreies Spielmaterial
Die Individualität und Persönlichkeitsentwicklung des Kindes offenbart sich am deutlichsten im freien Spiel. Freies Spiel heißt, dass es keine Regieanweisungen oder Spielaufforderungen gibt. Die Kinder wählen die Spielthemen frei, die sie nach ihren individuellen Ausdrucksmöglichkeiten gestalten. Die Gestaltungsinhalte ergeben sich aus ihrem Erfahrungsschatz. Die Umsetzung ins Spiel ist eine höchst souveräne Lebensäußerung der Kinder.
Unsere Aufgabe ist es, die Bedingungen zu schaffen, damit das Kind sich frei und spielend in die Welt hineinentwickeln kann. Wir stellen ihnen einfaches, funktionsfreies Spielzeug aus Naturmaterialien zur Verfügung: Tücher, Bretter und Spielständer regen zum Bauen an, Kastanien werden zu Kartoffeln, ein Holzklotz zur Autobatterie, Tische und Stühle zu Fahrzeugen und Schiffen.
Unser Waldorfkindergarten hat das Glück, einen großen Naturgarten für unsere Kinder zur Verfügung zu haben. Er bietet ihnen vielfältige Spielmöglichkeiten und Sinneserlebnisse durch Klettern, Balancieren, Spielen mit Wasser und Sand, Schaukeln, Höhlen bauen und vieles mehr. Gerade Tast-, Bewegungs- und Gleichgewichtssinn werden hier besonders angesprochen.
Gleichzeitig regt dieses freie Spiel die Entwicklung sozialer Kompetenz an, denn die Kinder spielen in Gruppen, in der jede Altersstufe gemäß ihren Fähigkeiten ihren Platz findet. Jedes Kind bringt eigene Ideen mit, die zu einem Gemeinsamen zusammenwachsen.
3. Das Verhältnis des Erwachsenen zu seinen Arbeitsaufgaben ist Grundlage des schöpferischen Spiels der Kinder
Unsere Kindergartenkinder lernen weniger durch Erklärungen und Belehrungen als durch Nachahmung. Um diesem Nachahmungsbedürfnis der Kinder gerecht zu werden, müssen wir gute Vorbilder, im äußerem Tun wie auch in der inneren Seelenstimmung sein. In diesem Sinne bemühen sich unsere Erzieherinnen, die Kinder durch praktische und sinnvolle Tätigkeiten zu schöpferischem Tun anzuregen. Sinnvolle Tätigkeiten des Erwachsenen sind solche, die die Kinder mit ihren Sinnen nachvollziehen können. Hiermit schaffen die Erzieherinnen eine Atmosphäre, die die Kinder zu eigener Tätigkeit anregt.Unter Nachahmung ist hier nicht die Imitation des Erwachsenen gemeint, sondern ein Tun, das sinnvoll Erlebtes selber ergreift und neu gestaltet.
Die gemischte Altersstruktur in unseren Gruppen unterstützt ebenfalls die Nachahmung, denn die jüngeren Kinder haben hier immer auch Vorbilder in den älteren. Hier kann soziales Miteinander erprobt und erfahren werden.
Unser pädagogisches Konzept im Überblick
- Ein lebendiger Rhythmus in Tagesablauf, in der Wochenge-staltung und im Jahreslauf gibt den Kindern Lebenssicherheit
- Anregung der Phantasie und der Lebenskräfte durch Sinnespflege, freies Spiel und funktionsfreies Spielmaterial
- Das Verhältnis des Erwachsenen zu seinen Arbeitsaufgaben ist Grundlage des schöpferischen Spiels der Kinder
- Gemeinsames Zubereiten von Mahlzeiten mit Lebensmittel aus der Region
- Erzieherinnen und Eltern bilden eine Erziehungsgemeinschaft für die Kinder
- Selbsterziehung als Grundlage der Begegnung mit dem Kind
4. Gemeinsames Zubereiten von Mahlzeiten mit Lebensmittel aus der Region
Das Frühstück wird täglich in jeder Kindergartengruppe gemeinsam von Erzieherinnen und Kindern zubereitet und eingenommen. Gemeinsames Essen fördert soziale Prozesse und Gemeinschaft.
Für die Teilzeitkinder wird das Mittagessen täglich frisch von unserer Köchin zubereitet. Die verwendeten Lebensmittel beziehen wir weitgehend von biologisch-dynamischen Höfen der Umgebung.
Damit die Kinder einen lebendigen Bezug zu ihren Nahrungsmitteln bekommen können, pflegt der Waldorfkindergarten Kontakte zu einem Demeter-Bauern aus der Region und zur nahegelegenen Biobackstube. So können z.B. Aktivitäten wie ein Besuch beim Bäckermeister zum Brötchenbacken regelmäßig angeboten werden.
5. Erzieherinnen und Eltern bilden eine Erziehungsgemeinschaft für die Kinder
Wir verstehen unseren Waldorfkindergarten als Erziehungsgemeinschaft, in der Erzieherinnen und Eltern sich gegenseitig Entwicklungsimpulse geben, um die Kinder immer besser verstehen und begleiten zu können. Das setzt voraus, dass Transparenz, Offenheit und Vertrauen besteht. Um dieses zu pflegen, findet ein regelmäßiger Austausch bei Elternabenden, in Einzelgesprächen und Hausbesuchen statt. Es gibt auch gruppenübergreifende Elternabende, Informationselternabende für neue Eltern und Elternabende zum wirtschaftlichen Bereich.
Darüber hinaus haben die Eltern die Möglichkeit, die Gemeinschaft mitzugestalten, indem sie sich an den Festen im Kindergarten, wie z.B. Laternenfest, Sommerfest und Basar beteiligen. Oder sie können Gemeinschaft erleben, indem sie an der Gartenarbeit, an Renovierungs- und Arbeitseinsätzen teilnehmen und beim Putzen oder Waschen helfen. Eltern können auch Aufgaben für die Kindergartengemeinschaft übernehmen wie z.B. die Erstellung des Info- Blattes oder die Mitwirkung in Gremien.
6. Selbsterziehung als Grundlage der Begegnung mit dem Kind
Es ist ein Grundanliegen in allen Waldorf-Einrichtungen, soziale Formen der Zusammenarbeit zu schaffen, in denen die Mitarbeiter selbstbestimmt arbeiten können. Nur aus dieser Grundhaltung der Selbstbestimmung - und damit der Freiheit - kann die Begegnung mit dem Kind stattfinden. Freiheit im pädagogischen Handeln heißt aber nicht Willkür. Sondern Handeln in Freiheit setzt eine ständige Bereitschaft zur Selbstreflexion und Selbstkorrektur voraus.
Dazu benötigt die Erzieherin ein Forum, in dem sie auf das eigene Handeln zurückschauen und sich neue Ziele geben kann. Dieses Forum ist die wöchentlich stattfindende Konferenz aller Erzieherinnen, einem ständigen Fort- und Weiterbildungsorgan im Kindergarten selbst. So sind auch ständige Qualitätsentwicklungs- und -sicherungspozesse gewährleistet.